Wasser ist die Quelle des Lebens. Kein Organismus auf der Erde funktioniert ohne Wasser, wir Menschen bestehen sogar zu 75 Prozent daraus. Hierzulande wird Wasser oft als selbstverständlich angesehen, schließlich kommt es aus dem Wasserhahn, wann immer wir es brauchen. Doch viele Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zu sauberem, sicherem Trinkwasser. Darauf die Aufmerksamkeit zu lenken, ist das Anliegen des Weltwassertages, der seit 30 Jahren jeweils am 22. März stattfindet. Wir nehmen ihn zum Anlass, uns die Bedeutung von Wasser für die Kosmetik genauer anzusehen.
Was ist Wasser?
Wasser ist eine anorganische, farblose, meist auch geschmacks- und geruchlose Verbindung, die nicht nur für den menschlichen Organismus lebenswichtig ist. Rund 71 Prozent der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt. Die Ozeane und Meere der Welt enthalten 96 Prozent des gesamten globalen Wassers in Form von Salzwasser. Von den 3,5 Prozent, die als Süßwasser übrig bleiben, das vom Menschen getrunken und genutzt werden kann, liegen 69 Prozent in Form von Eis vor und 31 Prozent als Grundwasser. Lediglich 0,3 Prozent sind in unseren Seen und Flüssen leicht zugänglich.


Was kann Wasser?
Wasser steht nie still. Es durchläuft einen stetigen Kreislauf von einem Ort zum anderen, von einer Form zur anderen. Es ist flüssig, im gefrorenen Zustand fest und als Wasserdampf oder Dunst gasförmig. Wasser ist ein Lösungsmittel, das mehr Substanzen auflösen kann als jede andere Flüssigkeit. Deshalb kommt es in zahlreichen industriellen Prozessen, beim Waschen und Kochen zum Einsatz. In der Kosmetikindustrie ist Wasser der wichtigste Inhaltsstoff, sowohl mengenmäßig als auch wegen seiner Bedeutung für die Formulierung und seiner Wirkung auf die Haut.
Spitzenplatz für Wasser!
Schaut man sich die INCI Angaben, also die Liste der Inhaltsstoffe eines Kosmetikproduktes an, steht Aqua/Wasser oft an erster Stelle. Das bedeutet, dass es den größten Anteil der Formulierung ausmacht. So kann eine Creme 60 bis 80 Prozent Wasser enthalten, Lotionen, Duschgels oder Shampoos bis zu 95 Prozent. Wer kritisiert, dass Kosmetikprodukte “nur Wasser” enthalten, verkennt die Bedeutung von Wasser in der Formulierung. Ohne Wasser müsste man beispielsweise auf wertvolle, aber wasserlösliche Wirkstoffe wie Vitamin C verzichten. Der Zugabe von Wasser ist es außerdem zu verdanken, dass die Kosmetik den Schritt von zähen, körnigen Salben zu geschmeidigen Emulsionen gemacht hat, deren leichtere Textur sich komfortabel anwenden lässt und für eine verbesserte Feuchtigkeitszufuhr sorgt.


Wasser ist nicht gleich Wasser
Das Wasser, das in Cremes & Co verwendet wird, ist kein gewöhnliches Leitungswasser. Es muss frei von Mikroben, Metallen und Partikeln sein, die das Endprodukt verunreinigen und seine Stabilität beeinträchtigen können. Aus diesem Grund enthalten die meisten Formulierungen destilliertes oder deionisiertes Wasser. Neben dem “normalen” Wasser kommen immer öfter auch andere Wasserarten zur Anwendung, die sich durch zusätzliche Eigenschaften auszeichnen. Dazu zählen beispielsweise Thermalwasser, die seit jeher zur Behandlung von Hautproblemen verwendet werden. Auch florale Wasser erfreuen sich wachsender Beliebtheit, vor allem dann, wenn ein möglichst hoher Bio-Anteil gewünscht ist. Denn Wasser darf, auch wenn es 100 Prozent natürlich ist und keiner chemischen Behandlung unterzogen wurde, nicht als biologisch bezeichnet werden. Ganz einfach deshalb, weil es nicht nach den Kriterien des ökologischen Landbaus "angebaut" wird.
Wasser mit Herkunft
Je nachdem, wo es gefördert wird, weist Wasser ganz spezifische Eigenschaften auf, die auch der Haut zugutekommen. Kristallklares, reines Gletscherwasser beispielsweise wird dank seiner besonderen Struktur von der Haut besonders gut aufgenommen. Sein hoher Sauerstoffgehalt belebt, und sein Kaliumanteil sorgt für tiefenwirksame Feuchtigkeit. Die Zusammensetzung der Mineralien und Spurenelemente in Meerwasser ist der im menschlichen Blutplasma und der Lymphflüssigkeit erstaunlich ähnlich, was ihm einzigartige kosmetische Eigenschaften verleiht. Es spendet Feuchtigkeit, wirkt revitalisierend und begünstigt die Aufnahme von Wirkstoffen in die Haut. Thermalwasser stammt aus einer heißen Quelle und hat auf seinem Weg an die Erdoberfläche natürliche Mineralien wie Eisen und Zink aufgenommen. Diese Kombination aus Wasser und Mineralien versorgt die Haut mit wohltuender Feuchtigkeit und ist für ihre antioxidativen und antibakteriellen Eigenschaften bekannt.


Blütenwasser
Die manchmal auch als Hydrolate bezeichneten Blütenwasser sind enge Verwandte der ätherischen Öle. Beide sind das Ergebnis der Destillation von Pflanzenmaterial. Zu den bekanntesten und am häufigsten verwendeten zählen Rosen-, Heidelbeer- und Hamameliswasser. Hydrolate enthalten die wasserlöslichen Verbindungen der Pflanze. Ihnen wird eine sanftere, aber ähnlich effektive Wirkweise wie den ätherischen Ölen nachgesagt. Mit einem pH-Wert, der sich je nach Pflanze zwischen etwa 4 und 6 bewegt, sind sie gut für den Säurehaushalt der Haut. Weil sie zudem reinigend, adstringierend, feuchtigkeitsspendend und ausgleichend wirken, werden sie oft in Tonern verwendet.
Wasser mit Benefits
Warum simples Wasser verwenden, wenn man es stattdessen mit aktiven Inhaltsstoffen boostern kann? Fragte sich Cecilia Garofano und entwickelte ein einzigartiges, patentiertes kosmetisches Verfahren, bei dem der gesamte Wassergehalt des Produkts durch einen 100%igen Teeaufguss ersetzt wird. Durch die Verwendung ganzer Teeblätter und eines besonderen Hitzeaufgussverfahrenskommen die schützenden, regenerierenden und hoch antioxidativen Eigenschaften der Tee-Polyphenole direkt der Haut zugute. Das Ergebnis ist eine Formel, die zu 100 Prozent aktiv ist und eine gesunde, strahlende Haut ohne Pickel, Entzündungen oder Rötungen.


Im Trend: Waterfree
Seit dem ersten Einsatz von Wasser als Texturverbesserer hat die kosmetische Forschung wahre Quantensprünge vollzogen. Richtungsweisende Trends gehen nicht selten von Südkorea aus. Dazu zählen die BB und CC Creams, Sheet Masks, vielstufige Pflegerituale - und neuartige Formulierungen für wasserfreie Kosmetikprodukte. Inzwischen lassen sich Kosmetikmarken auf der ganzen Welt innovative Wege einfallen, um ressourcenschonende Produkte herzustellen, die den Wasserverbrauch bei der Herstellung, die Wasserdosierung in der Formel und das für die Verwendung des Produkts erforderliche Wasser reduzieren oder ganz überflüssig machen. So entstehen Hautpflege- und Kosmetikprodukte, die anstelle von Wasser auf verschiedene Pflanzenbuttern, Öle, Wachse und öllösliche Wirkstoffe setzen, ohne sensorische Abstriche zu machen.
Inspirierendes Wasser
Für Parfümeure ist Wasser eine Quelle der Inspiration. In den späten 80er Jahren schlugen sie faszinierende neue Wege in der Entwicklung und Anwendung von Duftstoffen ein und schufen die ersten aquatischen Parfüms. Ein spannendes Unterfangen, denn wie fängt man den Duft von geruchlosem Wasser ein? Indem man die Vorstellung von Wasser in Duftnoten übersetzt. Den Geruch von Regen auf Asphalt, das jodhaltige Aroma von Meersalz, mineralischen Sandgeruch, die Frische der Meeresbrise… Die Formel geht bis heute auf, wie der anhaltende Erfolg der aquatischen Duftkreationen Davidoff Cool Water, L'Eau d'Issey oder Armani Acqua di Giò eindrucksvoll beweist. Und sie kündet von unserer großen Liebe zum wundervollen Element Wasser. Pflegen wir diese Liebe, indem wir sorgsam und nachhaltig mit Wasser umgehen!
