Ostern steht vor der Tür. Wir feiern den Neubeginn, das zunehmende Licht, das Aufblühen der Natur. Eine Symbolik, die durch unterschiedliche Epochen und Kulturen gleich geblieben ist. Der Ursprung anderer Symbole und Bräuche dagegen lässt sich durch den Nebel der Geschichte nicht mehr ganz klar ausmachen.
Nehmen wir die Herkunft des Wortes Ostern. Hat die germanische Fruchtbarkeitsgöttin Ostara Pate gestanden, die Licht, Wärme und Energie in die Welt bringt? Oder der Osten als Himmelsrichtung des Sonnenaufgangs? Vielleicht war es auch das altgermanische Wort Austro für Morgenröte?
Und was hat das Ei mit Ostern zu tun, beziehungsweise die Suche nach dem Ei? Klar ist: Auch das Ei ist ein Symbol für Fruchtbarkeit und neues Leben. Man nimmt an, dass das Verschenken von Eiern ein heidnischer Frühlingsbrauch war, der von der Kirche unter Strafe gestellt wurde. Also wurden die Eier nicht mehr persönlich überreicht, sondern auf den Feldern versteckt, wo Familie und Freunde sie erst suchen mussten.
Dann wäre da noch der Osterhase. Wie kommt es, dass er die Eier bringt? Hat es damit zu tun, dass auch der Hase für Fruchtbarkeit steht? Oder damit, dass der Begleiter der Göttin Ostara ein Hase ist? Gibt es den Osterhasen eigentlich nur hierzulande? Wie feiert man anderswo Ostern?
Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns in Deutschland, Italien, Frankreich, Grossbritannien und Spanien umgeschaut. Wir präsentieren Ihnen einige der schönsten, witzigsten und skurrilsten Osterbräuche dieser Länder und garnieren sie - nein, nicht mit Ostereiern, sondern einer kunterbunten Produktpalette der Marken, die dort beheimatet sind.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen strahlend schöne Ostern!
Deutschland: Ostereier im Härtetest
Neben dem Osterhasen, der Ostereiersuche und den Osterfeuern, die vor allem in den ländlichen Gegenden Norddeutschlands die winterliche Dunkelheit vertreiben sollen, hat ein launiger Zweikampf in Deutschland Tradition. Man nennt es Ditschen, Titschen oder Kitschen, wenn zwei Ostereier mit den Spitzen aneinander gestoßen werden. Derjenige, dessen Ei dabei kaputt geht, hat verloren, der andere ist der Gewinner des Osterspiels.
Doch nicht jedes Ei landet im Kochtopf. Einige werden oben und unten angepiekst und der Inhalt vorsichtig aus der Schale geblasen. Diese wird fantasievoll bemalt und dekoriert, um dann die Osterzweige zu schmücken. Dabei handelt es sich um Kirsch-, Pfirsich- oder Forsythienzweige, die mit möglichst üppigen Blüten für das Wiedererwachen der Natur stehen.
Italien: Schlemmen, bis die Engel kommen
Prozessionen, bei denen Jesus- und Marienstatuen durch die Straßen getragen werden und Schlemmereien wie Panettone, der taubenförmige Topfkuchen Colomba oder die Torta di Pasquetta, ein deftiger Kuchen aus Spinat, gekochten Eiern, Blätterteig und Ricotta prägen La Pasqua, die italienischen Osterfeierlichkeiten.
Deutlich gruseliger geht es im sizilianischen Prizzi beim Abballu di li diavoli zu. Einheimische paradieren mit furchterregenden Teufelsmasken durch die Straßen. Dabei belästigen die Kostümierten so viele "Seelen" wie möglich, was konkret bedeutet, dass diese für Getränke bezahlen oder sich mit Süßigkeiten freikaufen müssen. Am Nachmittag retten die Jungfrau Maria und der auferstandene Christus den Tag, indem sie die Teufel mit Engeln vertreiben.
Frankreich: Reicher Eiersegen
Wie in einigen anderen Ländern bleiben während der Kartage auch in Frankreich die Kirchenglocken stumm. Man erzählt sich, dass sie nach Rom reisen, um vom Papst gesegnet zu werden. Auf ihrem Rückweg bringen sie Ostereier mit und verstecken sie in Parks, in den Gärten der Häuser und in Körben, welche die Kinder am Vorabend bereitgestellt haben.
Wer am Ostermontag in der südfranzösischen Stadt Haux ist, sollte eine Gabel und Appetit mitbringen, denn auf der Place des écoles wird aus mehr als 15.000 Eiern ein riesiges Omelett zubereitet. Der Brauch geht angeblich auf Napoleon zurück. Dem schmeckte das Omelett, das er einst in Haux aß, so gut, dass er den Einwohnern befahl, sämtliche Eier zu sammeln und am nächsten Tag ein riesiges Omelett für seine Armee zu machen.
Großbritannien: Purzelbäume und rollende Eier
Wer in Wales am Ostersonntag ganz früh aufsteht, könnte beobachten, wie Einheimische in einer Prozession einen Hügel hinaufsteigen, um im ersten Sonnenlicht, einem Symbol der Auferstehung, mit drei Purzelbäumen wieder herabzurollen.
Rollend geht es am Ostermontag in Preston in Lancashire weiter. Dort findet seit über 150 Jahren das traditionelle Egg Rolling statt. Dabei geht es darum, wessen Osterei am weitesten einen grasbewachsenen Hügel hinab rollt. Das Eierrollen soll das Wegrollen des Steins symbolisieren, mit dem das Grab Jesu verschlossen war.
Wundern Sie sich nicht, wenn Sie von einem Briten an Ostern mit einem Weidekätzchenzweig getätschelt werden. Freuen Sie sich lieber, denn das soll für das kommende Jahr Glück bringen.
Spanien: Unheimliche Straßenspektakel
In der Karwoche, der Semana Santa, ziehen verschiedene Bruderschaften in beeindruckenden Prozessionen durch Spaniens Straßen. Besonders Sevilla ist berühmt für das Spektakel, das für Uneingeweihte etwas unheimlich aussieht, denn die Büßer vermummen sich mit langen Gewändern und spitzen Kapuzen, den Caipirotes, welche die Identität der Büßer während der öffentlichen Sühne für vergangene Sünden geheim halten sollen.
Für ein noch gruseligeres Spektakel sollten Sie sich in die mittelalterlichen Stadt Verges an der Costa Brava begeben, wo am Gründonnerstag die traditionelle "dansa de la mort", der Totentanz, aufgeführt wird. Die Teilnehmer verkleiden sich als Skelette und spielen Szenen aus der Passion nach. Der makabre Tanz beginnt um Mitternacht und dauert drei Stunden lang bis in den frühen Morgen.